Tandemschreiben: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 6. November 2019, 21:13 Uhr
Beim Tandemschreiben handelt es sich um eine Maximalvariante des kooperativen Schreibens. Es stellt eine personelle Entlastung im Schreibprozess dar und dient somit der Förderung der Schreibkompetenz.
Hintergrund
Das Tandemschreiben geht auf eine britische Studie von Topping et al. aus dem Jahr 2000 zurück, in der Förderansätze zur Schreibkompetenz bei Primarschülern untersucht wurden. Dort wurde es unter der Bezeichnung "paired writing" verwendet.[1]
Ablauf
Beim Tandenschreiben arbeiten je zwei Schüler in einem leistungsgemischten Tandem zusammen. Dabei erfüllt der schwächere Schüler die Funktion des Schreibers, der stärkere Schüler die Funktion des Helfers, welcher im Schreibprozess überwiegend assistiert. Der Ablauf besteht aus 6 Teilschritten:
- Planen
- Entwurf schreiben
- Lesen des ersten Entwurfs
- Revidieren des ersten Entwurfs
- beste Variante schreiben
- gegenseitiges Beurteilen und Diskutieren in zwei Tandems
Phase | Helfer | Schreiber |
Planen |
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Entwurf schreiben |
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Lesen des ersten Entwurfs |
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Revidieren des Entwurfs |
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beste Variante schreiben |
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Feedback |
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Für den gesamten Ablauf sind in der Vorlage 4 Schulstunden vorgesehen, wobei hierbei je nach Leistungspotential und Alterstufe differenziert werden muss.
Planen
Der Planung unterstützt der Helfer den Schreiber, in dem er ihm aus einem Katalog von Fragestellungen Anregungen gibt, wie der zu schreibende Text strukturiert sein soll. Hier ist es hilfreich, wenn dies auf Grundlage vorher vereinbarter Schreibkriterien bzw. Planungsraster geschieht. Der Helfer notiert sich die Inhalte stichwortartig, so dass der Schreiber in dieser Phase bzgl. des Schreibens entlastet ist und sich voll auf die Inhalte konzentrieren kann. Der Helfer kann in dieser Phase zusätzlich unterstützen, in dem er Anregungen und Tipps gibt, falls der Schreiber an einer Stelle nicht weiterkommt.
Entwurf schreiben
In der zweiten Phase werden nun die stichwortartig notierten Ideen verschriftet. Hierbei kann der Schreiber wählen, ob er selbst schreiben möchte oder der Helfer die Schreibarbeit übernehmen soll, so dass auch hier eine deutliche Entlastung im Schreibprozess erfolgt. Auch hier kann der Helfer unterstützen, wenn er bemerkt, dass der Schreiber nicht weiterkommt. Die Hilfe kann hierbei inhaltlicher Art sein, bei der Formulierung von Sätzen und Wörtern oder der Rechtschreibung und Zeichensetzung. Hierdurch kann einem Scheitern des Schreibers im Schreibprozess vorgebeugt werden.
Lesen des ersten Entwurfs
In dieser Phase liest der Helfer den Text laut vor. Dadurch ist der Schreiber selbst Adressat seines Textes und nimmt ihn noch einmal in seiner Gesamtheit wahr. Danach liest der Schreiber selbst den Text vor. Dies mündet anschließend im folgenden Schritt, der Revision: Beide Partner betrachten den Text nun unter den Aspekten Inhalt, Struktur, Rechtschreibung und Zeichensetzung. Es ist mit Sicherheit hilfreich, wenn zu Beginn der Schreibaufgabe Kriterien vereinbart wurden, die als Leitfaden für die Revision dienen können. Diese können dann die Aufmerksamkeit gezielt auf bestimmte Merkmale des Textes lenken. Nötige Veränderungen werden im Text farbig markiert. Schreiber und Helfer können dann gemeinsam entscheiden, welcher Art die Veränderungen sein sollten.
Beste Variante schreiben
Die Veränderungen werden dann bei der finalen Abschrift übernommen.
Gegenseitiges Vorstellen
Für die Vorstellung der Texte setzen sich dann je zwei Tandems zusammen und stellen ihre Texte gegenseitig vor. Auch hier können wiederum die vereinbarten Schreibkriterien oder Leitfragen Anlass zur Reflexion sein. Auch hier ist es durchaus denkbar, dass die Diskussionspunkte in einer weiteren Revision in den Text übernommen werden.
Stolperstellen
Die Zusammenstellung der Schreibpaare ist eine Stolperstelle bei der Durchführung dieser Methode. Die Partner sollten grundsätzlich bereit sein, miteinander zu kooperieren. Um Rollenklarheit sicherstellen zu können, kann den Schülern ein Drehrad mit den Aufgaben der einzelnen Phasen bzw. Rollen an die Hand gegeben werden. Damit haben sie dann stets vor Augen, welches Teammitglied welche Zuständigkeiten hat. Gleichwohl kann es natürlich für einen stärkeren Schüler ungewohnt sein, "nur" eine helfende Rolle einzunehmen. Von Seiten der Lehrkraft sollte dann in der Durchführung darauf geachtet werden, dass der Schreiber dennoch federführend am Schreibprozess beteiligt ist und der Helfer als redigierende Unterstützung agiert. Weiterhin sollte beachtet werden, dass der Erfolg eines Schreibtandem auch davon abhängig ist, ob das weitere Setting der Schreibaufgabe sinnvoll gestaltet ist: sind Schreibkriterien vereinbart und stehen sie transparent als Reflexionshilfe zur Verfügung? Sind darauf aufbauende Planungshilfen vorhanden? Konnten die Schüler ggf. schon beispielhafte Modelle studieren?
Effekt
Aus diesem Vorgehen können sowohl Schreiber, als auch der Helfer profitieren. Der Schreiber wird über den gesamten Schreibprozess hin entlastet. Dadurch, dass er nicht alles selbst verschriften muss, werden im Arbeitsgedächtnis Kapazitäten "freigeschaufelt", so dass er seine Aufmerksamkeit auf andere beteiligte Prozesse fokussieren kann. Zudem hat der Schreiber stets einen (kompetenten) Ansprechpartner, der ihm in jeder Phase des Schreibprozesses unterstützen kann.
Der Helfer profitiert ebenfalls, wie in der o.g. Studie von Topping et al. nachgewiesen werden konnte. Zwar schreibt der Helfer nicht selbst bzw. generiert keine eigene Schreidee, die mentalen Prozesse, der in seiner Rolle als Helfer vollführt, sind jedoch ähnlich bzw. identisch. Ggf. ist der Helfer sogar noch stärker gefordert, da er sich von außen in die Ideen des Schreibers einarbeiten muss, um diese zu überwachen und zu unterstützen.[2]
Material
Folgende Drehscheibe kann zur Visualisierung der Phasen und Rollen beim Tandenschreiben genutzt werden.