Lesepfad: Adler und Taube/Aufgabe 2: Unterschied zwischen den Versionen
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Ein junger, stolzer Adler war ausgeflogen, um nach einer geeigneten Beute Ausschau zu halten. Er liebte den weiten Himmel, die gigantischen Berge und die Wipfel der hohen Bäume.<br> | |||
Ein junger, stolzer Adler war ausgeflogen, um nach einer geeigneten Beute Ausschau zu halten. Er liebte den weiten Himmel, die gigantischen Berge und die Wipfel der hohen Bäume. | Als er in der Luft seine Kreise zog, fühlte er sich frei und sehr erhaben. Da traf ihn plötzlich der Pfeil eines Jägers in den Flügel. Der Adler konnte sich nicht mehr in der Luft halten und stürzte in einen Busch hinab. Er verbrachte drei qualvolle Tage am Boden, bis er sich wieder etwas bewegen konnte.<br> | ||
Als er in der Luft seine Kreise zog, fühlte er sich frei und sehr erhaben. Da traf ihn plötzlich der Pfeil eines Jägers in den Flügel. Der Adler konnte sich nicht mehr in der Luft halten und stürzte in einen Busch hinab. Er verbrachte drei qualvolle Tage am Boden, bis er sich wieder etwas bewegen konnte. | Aber immer noch waren seine Flügel verletzt, sodass er sich nicht mehr in die Luft schwingen konnte. Er kam kaum noch vom Boden hoch und setzte sich auf einen niederen Felsen. Von dort aus blickte er sehnsuchtsvoll hinauf in den Himmel, zu den Bergen und in die Baumkrone einer stolzen Eiche.<br> | ||
Aber immer noch waren seine Flügel verletzt, sodass er sich nicht mehr in die Luft schwingen konnte. Er kam kaum noch vom Boden hoch und setzte sich auf einen niederen Felsen. Von dort aus blickte er sehnsuchtsvoll hinauf in den Himmel, zu den Bergen und in die Baumkrone einer stolzen Eiche. | Als sich die Augen des jungen Adlers mit dicken Tränen füllten, erblickte er ein anrauschendes Taubenpaar, das zum Essen in den Busch geflogen kam. Das Paar ließ sich zwischen den Zweigen nieder und pickte leckere Körner im goldenen Sand auf.<br> | ||
Als sich die Augen des jungen Adlers mit dicken Tränen füllten, erblickte er ein anrauschendes Taubenpaar, das zum Essen in den Busch geflogen kam. Das Paar ließ sich zwischen den Zweigen nieder und pickte leckere Körner im goldenen Sand auf. | Da erblickte das Taubenmännchen den weinenden jungen Adler und sprach zu ihm: „Warum weinst Du, mein lieber Freund? Hast du denn nicht alles hier auf der Erde, um glücklich zu sein? Du sitzt hier im Schatten des Gebüschs und bist nicht der heißen Sonne ausgesetzt. Du kannst auf dem weichen Moos liegen und dir die Abendsonne auf den Bauch scheinen lassen. Du kannst am Bach so viel frisches Wasser trinken, wie du möchtest, und dort findest du auch immer eine leckere Speise! Sei genügsam, junger Adler, und freue dich doch an dem, was du hier am Boden findest!“<br> | ||
Da erblickte das Taubenmännchen den weinenden jungen Adler und sprach zu ihm: „Warum weinst Du, mein lieber Freund? Hast du denn nicht alles hier auf der Erde, um glücklich zu sein? Du sitzt hier im Schatten des Gebüschs und bist nicht der heißen Sonne ausgesetzt. Du kannst auf dem weichen Moos liegen und dir die Abendsonne auf den Bauch scheinen lassen. Du kannst am Bach so viel frisches Wasser trinken, wie du möchtest, und dort findest du auch immer eine leckere Speise! Sei genügsam, junger Adler, und freue dich doch an dem, was du hier am Boden findest!“ | |||
Da senkte der Adler traurig seinen Kopf und sprach: „Du hast recht und bist sehr weise, Taube. Aber du redest eben wie eine Taube und nicht wie ein Adler!“ | Da senkte der Adler traurig seinen Kopf und sprach: „Du hast recht und bist sehr weise, Taube. Aber du redest eben wie eine Taube und nicht wie ein Adler!“ |
Version vom 20. November 2024, 14:52 Uhr
Adler und Taube
Ein junger, stolzer Adler war ausgeflogen, um nach einer geeigneten Beute Ausschau zu halten. Er liebte den weiten Himmel, die gigantischen Berge und die Wipfel der hohen Bäume.
Als er in der Luft seine Kreise zog, fühlte er sich frei und sehr erhaben. Da traf ihn plötzlich der Pfeil eines Jägers in den Flügel. Der Adler konnte sich nicht mehr in der Luft halten und stürzte in einen Busch hinab. Er verbrachte drei qualvolle Tage am Boden, bis er sich wieder etwas bewegen konnte.
Aber immer noch waren seine Flügel verletzt, sodass er sich nicht mehr in die Luft schwingen konnte. Er kam kaum noch vom Boden hoch und setzte sich auf einen niederen Felsen. Von dort aus blickte er sehnsuchtsvoll hinauf in den Himmel, zu den Bergen und in die Baumkrone einer stolzen Eiche.
Als sich die Augen des jungen Adlers mit dicken Tränen füllten, erblickte er ein anrauschendes Taubenpaar, das zum Essen in den Busch geflogen kam. Das Paar ließ sich zwischen den Zweigen nieder und pickte leckere Körner im goldenen Sand auf.
Da erblickte das Taubenmännchen den weinenden jungen Adler und sprach zu ihm: „Warum weinst Du, mein lieber Freund? Hast du denn nicht alles hier auf der Erde, um glücklich zu sein? Du sitzt hier im Schatten des Gebüschs und bist nicht der heißen Sonne ausgesetzt. Du kannst auf dem weichen Moos liegen und dir die Abendsonne auf den Bauch scheinen lassen. Du kannst am Bach so viel frisches Wasser trinken, wie du möchtest, und dort findest du auch immer eine leckere Speise! Sei genügsam, junger Adler, und freue dich doch an dem, was du hier am Boden findest!“
Da senkte der Adler traurig seinen Kopf und sprach: „Du hast recht und bist sehr weise, Taube. Aber du redest eben wie eine Taube und nicht wie ein Adler!“