Brief
Grundlegendes
Über den Brief
In diesem Lernarrangement sollen die Schülerinnen und Schüler einen Brief verfassen. Dabei handelt es sich um eine auf Papier festgehaltene Nachricht, die formal aus drei Teilen besteht: der Anrede, dem eigentlichen Text und der Schlussformel. Ergänzend können zudem Angaben zu Datum und Ort der Entstehung, zur Adresse des Empfängers und zum Absender gemacht werden. Bezüglich der Textsortenbestimmung bewegt sich der Brief im Grenzbereich zwischen Sachtext und literarischem Text. Je nach Intention des Briefs, lässt sich der eigentliche Text des Briefes einer bestimmten Textsorte zuordnen: erzählender Text, kontaktiver Text, deklarativer Text, informativer Text oder auch appellierender Text.[1]
Die im Rahmen des vorliegenden Arrangements zu verfassenden Briefe sollen als appellativer Text verstanden werden, da sie von den Kindern mit der Intention geschrieben werden, den Empfänger zu einer bestimmten Handlung zu veranlassen (in diesem konkreten Fall dem Schreiben eines Antwortbriefes, der fest definierte Informationen enthalten soll). Die besondere Herausforderung beim Schreiben eines appellierenden Textes besteht darin, dass dieser in besonderem Maße adressatengerecht verfasst sein muss. Der Empfänger benötigt klare Informationen über die Intention des Briefs und muss Schritt für Schritt an das vom Verfasser erwartete Handlungsziel herangeführt werden. [2]
Grundlage für die Erstellung des Briefs sind die gemeinsam mit den Kindern festzulegende „Regeln für einen Brief“ im Sinne von inhaltlichen und strukturellen Kriterien:
· Gib deine Adresse als Absender an.
· Beginne mit einer freundlichen Anrede.
· Erkläre in einer Einleitung kurz, warum Du dem Empfänger einen Brief schreibst.
· Schreibe auf, worüber du den Empfänger informieren möchtest.
· Mache dem Empfänger deutlich, was Du von ihm wissen möchtest. Stelle Fragen.
· Beende den Brief mit einem Schlusssatz,
· einem Grußwort
· und Deiner Unterschrift.
· Sei im Brief stets höflich und freundlich.
Diese Regeln werde bei der Überarbeitung der Texte durch sprachliche Kriterien ergänzt, die den Kindern jedoch schon aus vorhergehenden Lerneinheiten bekannt sein sollten.
selbstregulierte Strategieentwicklung
Der Aufbau der Unterrichtsreihe ist an das Schema „Self-Regulated Strategy Development“ (SRSD) angelehnt, welches die explizite Vermittlung von Schreibstrategien zum Ziel hat und in empirischen Untersuchungen als effektiver Schreibförderansatz ermittelt wurde. Die durch SRSD erzielten Effekte beziehen sich sowohl auf die gesteigerte Umsetzung genretypischer Elemente, also auch auf Textqualität und –quantität.
Die Umsetzung des Förderansatzes SRSD umfasst 6 Vermittlungsphasen:
Phase 1 und 2: Vermittlung von Hintergrundwissen und Diskutieren
In der ersten Phase des Trainings werden Elemente und Kriterien für einen gelungenen Text, bezogen auf die jeweilige Textsorte, gesammelt. Dabei werden die Kriterien nicht fix durch die Lehrkraft vorgegeben, sondern in einer gemeinsamen Diskussion vereinbart.
Phase 3: Modellieren
In der folgenden Vermittlungsphase erstellt die Lehrkraft im Plenum ein eigenes Textprodukt auf Basis der vereinbarten Kriterien. Hierbei können auch weitere Schreibstrategien, wie z.B. die Verwendung einer Planungshilfe, zum Tragen kommen. Wichtig in dieser Phase ist, dass die Lehrkraft möglichst viele kognitive Prozesse verbalisiert, um den Kindern den Schreibprozess möglichst anschaulich darzustellen. Um die Lernenden in dieser Phase besser einzubinden und auf die Aufgabenstellung zu fokussieren, kann das Plenum in diesem Prozess bereits eigene Formulierungsvorschläge einbringen.
Phase 4: Memorieren
In der nun folgenden Phase, dem Memorieren, geht es darum, dass die Lernenden die Kriterien und Handlungsschritte möglichst gut verinnerlichen. Dies kann z.B. durch entsprechende Aushänge und Plakate erreicht werden, aber auch durch kurze Quiz-Einheiten zu Beginn einer Unterrichtsstunde.
Phase 5: Unterstützen
Die letzten beiden Phasen der Strategievermittlung sind dem Üben gewidmet. Zunächst erhalten die Lernenden hierbei noch Unterstützung im Rahmen eines angeleiteten Übens. Die Unterstützung kann hierbei entweder durch die Lehrkraft oder aber auch durch Mitlernende im Rahmen von kooperativen Arbeitsformen erfolgen. Ebenso kann sich die Unterstützung auf alle 3 Phasen des Schreibprozesses beziehen. Hierbei sollten insbesondere Formen des Feedbacks integriert sein, welches dann auch Anlass zu Revisionsprozessen darstellen kann.
Phase 6: Unabhängiges Üben
Durch fortschreitende Reduktion der Unterstützungsleistungen und Hilfsmittel sollen die Lernenden zum selbstständigen und selbstregulierten Schreiben bezogen auf die thematisierte Textsorte geführt werden.
Brief und Mail
Neben dem Schreiben von Briefen soll im Rahmen dieser Unterrichtsreihe auch das Schreiben von Mails thematisiert werden. Dies kann im Sinne einer praxisnahen Übung unter Verwendung des Dienstes grundschulpost.de geschehen.
Aufbau des Lernarrangements
UE | Fach | Themen und Inhalte | angestrebte Kompetenzerwartungen |
1 | D | Wie schreibt man einen Brief
· Einstieg in das Thema Brief · Vereinbarung von inhaltl. und sprachl. Kritieren zum Verfassen e. Briefes |
· Die Schülerinnen klären Schreibabsicht, Schreibsituation und Adressatenbezug und vereinbaren Schreibkriterien. |
2 | D | So schreibt man einen Brief
· Modellieren eines beispielhaften Briefs durch die Lehrkraft anhand der zuvor vereinbarten Kriterien |
· Die Schülerinnen klären Schreibabsicht, Schreibsituation und Adressatenbezug und vereinbaren Schreibkriterien. |
3 | D | Erklär uns deinen Beruf – Einen Brief ans Theater planen
· Planen eines Briefs in Schreibtandems auf Grundlage der vereinbarten Schreibkriterien, dabei Berücksichtigung der Teilaspekte des im Sachunterricht entwickelten Steckbriefs |
· Die Schülerinnen und Schüler planen Texte mit verschiedenen Methoden. |
4 | D | Erklär uns deinen Beruf – Kriteriengeleitete Verschriftung eines Briefs in Schreibtandems
· Verschriften der zuvor erstellen Planung in Schreibtandems · Reflexion der Textentwürfe in Kleingruppen auf Grundlage der vereinbarten Kriterien |
· Die Schülerinnen und Schüler verfassen einen appellativen Text adressatengerecht.
· Die Schülerinnen und Schüler beraten über die Wirkung ihrer Textentwürfe auf der Grundlage der Schreibkriterien. |
5 | D | Erklär uns deinen Beruf – Kriteriengeleitete Überarbeitung in Schreibtandems
· Überarbeitung der Textentwürfe der vorhergehenden Lerneinheit · Erstellung und Versand der Endfassung |
· Die Schülerinnen und Schüler überarbeiten ihre Entwürfe in Bezug auf die verwendeten sprachlichen Mittel. |
6 | D | Wir informieren uns über Berufe
· Planen und Verschriften eines eigenen Briefes zur Informationsbeschaffung bzgl. eines Berufs |
· Die Schülerinnen und Schüler planen Texte mit verschiedenen Methoden.
· Die Schülerinnen und Schüler verfassen einen appellativen Text adressatengerecht. · Die Schülerinnen und Schüler beraten über die Wirkung ihrer Textentwürfe auf der Grundlage der Schreibkriterien. |
7 | D | Wir stellen unsere Briefe fertig
· Überarbeitung der Textentwürfe der vorhergehenden Lerneinheit · Erstellung und Versand der Endfassung |
· Die Schülerinnen und Schüler überarbeiten ihre Entwürfe in Bezug auf die verwendeten sprachlichen Mittel und gestalten die überarbeiteten Texte in Form und Schrift für die Endfassung. |
Lerneinheit 1: Wie schreibt man einen Brief
Lerneinheit 2: So schreibt man einen Brief
Lerneinheit 3: Einen Brief planen
Lerneinheit 4: Schreiben des Briefs als Schreibtandem
Lerneinheit 5: Überarbeitung des Briefs
Lerneinheit 6: Selbständiges Schreiben
Lerneinheit 7: Selbständiges Überarbeiten
- ↑ Fischer, Christian (2009). Texte, Gattungen, Textsorten und ihre Verwendung in Lesebüchern. Abrufbar unter: http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2010/7732/pdf/FischerChristian_2010_01_11.pdf (Stand: 25.10.2015)
- ↑ Bachmann, Thomas (2014). Schriftliches Instruieren. In: Feilke, Helmuth/Pohl, Thorsten (HRSG), Deutschunterricht in Theorie und Praxis 4. Schriftlicher Sprachgebrauch, Texte Verfassen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.