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Aktuelle Version vom 6. November 2019, 21:28 Uhr
Die im 2004 eingeführten Vergleichsarbeiten (VerA) in den Fächern Deutsch und Mathematik werden inzwischen jährlich in allen Bundesländern durchgeführt und äußerst kontrovers diskutiert. Der nachfolgende Artikel soll Ziele, Inhalte und Links zusammentragen.
Ziele und Funktion
In der Grundschule werden die VERA-Tests in Klasse 3 durchgeführt. Entwickelt werden die Tests inzwischen am Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in Berlin. Hauptziel des Tests ist die Unterrichts- bzw. Schulentwicklung. Es handelt sich also nicht um ein diagnostisches Testverfahren, das primär den einzelnen Schüler in den Blick nimmt (wie es zum Beispiel die HSP oder eine Lernzielkontrolle tut). Vorrangig dient VERA zur Qualitätssicherung auf Ebene der Schule, um die Kompetenzorientierung des Grundschulunterrichts zu stärken. Es wird also der Frage nachgegangen, ob der Unterricht einer Lehrkraft/einer Schule geeignet ist, die von der KMK vereinbarten Kompetenzziele anzubahnen. Eine Diagnose (und Förderplanung) des einzelnen Kindes steht bei VERA (wenn überhaupt) erst nachrangig im Fokus.
Demzufolge gibt das IQB selbst das pädagogische Potenzial von VERA wie folgt an:
- durchgängigen Kompetenzorientierung der Testaufgaben und Ergebnisrückmeldungen,
- dem "Blick von außen", d. h. den multiplen Vergleichsmöglichkeiten zum Lernstand der eigenen Klasse,
- dem Ausbau diagnostischer Kompetenzen bei Lehrkräften,
- der Begründung und Planung pädagogischer Interventionen und Fördermaßnahmen,
- der Nutzung der Leistungsrückmeldungen für kooperative Unterrichtsentwicklung im Kollegium.
Inhalte und Zeitpunkte
Die einzelnen Testdomänen sind bisher bis in das Jahr 2020 [1] festgelegt sind:
Deutsch | Mathe | |
2018 | Lesen
Sprache untersuchen |
Größen & Messen
Raum & Form |
2019 | Lesen
Zuhören |
Raum & Form
Daten, Häufigkeit & Wahrscheinlichkeit |
2020 | Lesen
Orthografie |
Daten, Häufigkeit & Wahrscheinlichkeit
Zahlen & Operationen |
Inhaltlich orientieren sich die Tests an den bereits Bildungsstandards der KMK. Hierzu liegen inzwischen für alle Teilbereiche in Deutsch (Lesen, Sprachgebrauch, Zuhören, Rechtschreibung) und Mathematik Kompetenzsstufenmodelle vor, welche die Beherrschung der einzelnen Kompetenzbereiche in mehrere Stufen untergliedert. Nachfolgende Tabelle kann diese Kompetenzsstufen nur verkürzt wiedergeben. Eine detaillierte Erläuterung findet sich in der Quelle[2]:
Lesen | Zuhören | Sprachgebruch | Orthografie | Mathematik |
Stufe 1
explizit angegebene Einzelinformationen identifizieren |
Stufe 1
prominente Einzelinformationen wiedererkennen |
Stufe 1
Aufgaben, die auf dieser Stufe gelöst werden, haben vor allem mit der Lautung, den Formen und Bedeutungen bzw. Bedeutungsbeziehungen von Wörtern zu tun |
Stufe 1
Kinder auf dieser Kompetenzstufe schreiben Wörter in der Regel so, dass ihre Lautstruktur erkennbar ist. |
Stufe 1
technische Grundlagen (Routineprozeduren auf Grundlage einfachen begrifflichen Wissens) |
Stufe 2
benachbarte Informationen miteinander verknüpfen |
Stufe 2
benachbarte Informationen verknüpfen und weniger prominente Einzelinformationen wiedergeben |
Stufe 2
Charakteristisch für diese Stufe ist, dass über Aufgaben zu lautlichen, form- und bedeutungsbezogenen Aspekten von Wörtern hinaus Aufgaben bewältigt werden, für die die Kenntnis zentraler Wortartbegriffe und deren Anwendung nötig sind. |
Stufe 2
Auf dieser Kompetenzstufe werden die elementaren Laut-Buchstaben-Beziehungen beherrscht. |
Stufe 2
einfache Anwendungen von Grundlagenwissen (Routineprozeduren in einem klar strukturierten Kontext) |
Stufe 3
verstreute Informationen miteinander verknüpfen und den Text ansatzweise als ganzen erfassen |
Stufe 3
verstreute Informationen miteinander verknüpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen |
Stufe 3
Neben schwierigeren Operationen zur Wortbildung gelingen auf dieser Stufe auch einfachere Operationen zur Satzbildung. |
Stufe 3
Kinder auf dieser Kompetenzstufe schreiben mehr als 80 Prozent der Testwörter richtig. |
Stufe 3
Erkennen und Nutzen von Zusammenhängen in einem vertrauten (mathematischen und sachbezogenen) Kontext |
Stufe 4
für die Herstellung von Kohärenz auf der Ebene des Textes wesentliche Aspekte erfassen |
Stufe 4
auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhänge erkennen und Details im Kontext verstehen |
Stufe 4
Kennzeichnend für diese Stufe ist, dass jetzt zusätzlich Operationen zur Satzbildung mit Satzgliedern gelingen und Satzschlusszeichen korrekt eingetragen werden können. |
Stufe 4
Auf dieser Kompetenzstufe werden mehr als 90 Prozent der Wörter richtig geschrieben. |
Stufe 4
sicheres und flexibles Anwenden von begrifflichem Wissen und Prozeduren im curricularen Umfang |
Stufe 5
auf zentrale Aspekte des Textes bezogene Aussagen selbstständig begründen |
Stufe 5
auf zentrale Aspekte des Textes bezogene Aussagen eigenständig beurteilen und begründen |
Stufe 5
Die der Kompetenzstufe V zugeordneten Aufgaben zeichnen sich vor allem durch schwierige Operationen zur Wortbildung mit Abstrakta und schwierige Operationen zur Satzbildung mit Satzgliedern in Texten aus. |
Stufe 5
Auf dieser Kompetenzstufe stehen Wörter im Vordergrund, deren morphologische Struktur schwer zu erkennen ist oder für deren korrekte Schreibung auf syntaktisches Wissen zurückgegriffen werden muss. |
Stufe 5
Modellierung komplexer Probleme unter selbstständiger Entwicklung geeigneter Strategien |
Bei den Kompetenzen und ihren Stufenmodellen ist zu beachten, dass diese erst am Ende der Klasse 4 erreicht sein sollten, die Testung in VERA jedoch in Klasse 3 erfolgt. Von Seiten des IQB wird als Regelstandard durchweg Stufe 3 angegeben. Anders ausgedrückt: VERA integriert bewusst Aufgabenstellungen, die ein gewisser Teil der Kinder zum Testzeitpunkt nicht lösen können wird. Auf diese Weise kann das Leistungsspektrum der Lerngruppe/Schule möglichst umfassend ermittelt werden. Ich ermittle also nicht nur, in welcher Ausprägung der zu erwartende Regelstandard erreicht wird, sondern auch, in welchem Maße schon der Optimalstandard angebahnt ist.
Vorbereitung (und Ablauf)
Der genaue Ablauf soll an dieser Stelle nicht dargestellt werden. Die Schulen erhalten hier vom jeweiligen Ministerium ausreichende Informationen. Als kleiner Hinweis sei an dieser Stelle vermerkt, dass alle Kultusministerien inzwischen eigene Angebote mit weiteren Informationen im Netz haben:
Eine gesonderte Vorbereitung des VERA-Tests ist nicht erforderlich bzw. sogar wenig zieldienlich. Mit VERA soll ein realistisches Bild des Ist-Zustandes erhoben werden, um darauf aufbauend die eigene bzw. schulische Unterrichtspraxis zu evaluieren. Durch gezieltes Training der Aufgaben bzw. Aufgabenformate lässt sich das Ergebnis mit Sicherheit in einem gewissen Rahmen positiv beeinflussen. Allerdings erhält man auf diese Weise auch keine dem eigentlichen Ziel des Tests dienenden Ergebnisse.
Zahlreiche Verlage bieten spezielle Trainingshefte für die Vergleichsarbeiten an. Der Stark-Verlag beispielsweise legt sein Übungsheft jedes Jahr aufs Neue auf. In diesem Jahr ist das entsprechende Übungsheft für Deutsch schon 220 Seiten dick, für Mathematik weitere 190 Seiten. Es dürfte wohl erheblich viel Zeit brauchen, diese Übungs- bzw. Beispielaufgaben in den Unterricht zu integrieren. Hier erscheint es wesentlich sinnvoller, diese Zeit (auch in der Vorbereitung) lieber in wirksamen, kompetenzorientierten Unterricht zu investieren. Im Bereich Lesen könnte dies zum Beispiel ein strategie- und kompetenzorientieres Lesetraining sein, mit denen man die Schüler an Techniken heranführt, mit deren Hilfe sie sich verschiedenste Texte erschließen können. Dies dürfte weitaus wirksamer sein, als über Wochen einen Lesetest nach dem nächsten zu absolvieren.
Dennoch wird es natürlich hilfreich sein, die Art der Testung inkl. der ggf. ungewohnten Aufgabenstellungen den Schülern bekannt zu machen. Hierzu wird inzwischen sogar offiziell geraten. Auf den Seiten des IQB werden dazu Beispielaufgaben angeboten, die aus älteren Tests entnommen wurden. Für den Bereich Mathematik gibt es in diesem Jahr erstmals ein Vorbereitungsheft, auch für den Bereich Zuhören werden Beispielaufgaben angeboten.
Für den Fall, dass man noch weiteres Anschauungsmaterial braucht noch ein kleiner Tipp: Für das Land NRW beispielsweise organisiert die Uni Landau die Eingabe der Ergebnisse, sowie die Bereitstellung der Auswertung. Im dortigen Portal können neben den Ergebnissen jedoch auch alle Testhefte seit 2012 als PDF-Datei heruntergeladen werden. Somit stünden durchaus noch weitere Übungsaufgaben zur Verfügung, die jede Schule kostenlos nutzen könnte.
Die Zeit nach VERA
VERA ist nach der Durchführung des Tests nicht vorbei. Auf Grundlage der Ergebnisse, die in der Regel bis zu den Sommerferien vorliegen, gilt es dann den eigenen Unterricht bzw. die schulischen Konzepte zu evaluieren und ggf. zu optimieren. Auch hierzu stehen zahlreiche Arbeitshilfen bereit. So liegen auf dem bereits erwähnte VERA-Server der Uni-Landau nicht nur alle Testhefte seit 2012 vor, sondern auch didaktische Kommentare mit Anregungen zur Unterrichtsgestaltung. Ferner sind auf den Seiten des IQB zahlreiche Dokumente der einzelnen Kultusministerien verlinkt, die Hinweise zur Weiterarbeit liefern.
Die individuelle Mitteilung der Ergebnisse eines jeden Kindes an die Eltern stellt auch einen Teil des transparenten Umgangs mit VERA dar. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die diagnostische Aussagekraft des Tests u.U. nicht so hoch ist, wie bei speziellen diagnostischen Verfahren. Die HSP liefert beispielsweise wesentlich differenziertere Ergebnisse zu den einzelnen Strategiebereichen und möglichen Förderschwerpunkten in der Rechtschreibentwicklung. Beim Lesetest HAMLET wird durch die größere Bandbreite an Lesetexten ein ebenfalls differenzierteres Bild der Lesekompetenz ermöglicht.
Kritik an VERA
Zu VERA existieren verschiedenste kritische Stimmen. Dies soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, wenngleich ich diese an dieser Stelle nicht ausführlich darstellen möchte. Im Artikel der Wikipedia sind zahlreiche Quellentexte verlinkt, die dies ausreichend tun. Auch auf den Seiten des Grundschulverbands findet sich eine umfassende und kritische Auseinandersetzung mit VERA.