Erzählkreis

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Bezüge zu den Bildungsstandards Grundschule Deutsch

Ein regelmäßiger und ritualisierter Erzählkreis kann einige der Kompetenzen aus den Bildungsstandards der KMK für das Fach Deutsch anbahnen. Vordergründig sind Kompetenzen aus dem Kapitel "Sprechen und Zuhören", wie z.B. die Bereiche

  • Gespräche führen
  • zu anderen sprechen
  • verstehend zuhören

Der klassische Erzählkreis

Beispiel Redeball
  • Der "klassische" Erzählkreis findet vermutlich meistens am Montagmorgen im Stuhlkreis im Klassenzimmer statt.
  • Um das Einhalten der Gesprächsregeln für die Schülerinnen und Schüler zu vereinfachen, wird häufig ein Gegenstand (z.B. Redestein oder Redeball) verwendet. Das Kind, das diesen Gegenstand in der Hand hält, darf erzählen; die anderen müssen zuhören.
  • Oft wird darauf geachtet, dass die Kinder sich für 1 Erlebnis entscheiden, von dem sie ausführlich erzählen.

Auf Dauer kann dieser klassische Erzählkreis etwas "einstauben", wodurch Kinder oftmals die Motivation am Erzählen verlieren. Im Folgenden sind Möglichkeiten aufgeführt, um den Erzählkreis abwechslungsreicher zu gestalten:

Sozialform variieren

Aufsteller für Erzähltische
  • Erzählkreis im Kugellager: Die Klasse wird in zwei gleich große Gruppen eingeteilt, die sich als zwei ineinander liegende Kreise aufstellen. Beide Kreise bewegen sich gegeneinander und stoppen auf ein vereinbartes Zeichen. Nun stehen sich zwei Schülerinnen und Schüler gegebenüber, die nun in einer festgelegten Zeit (z.B. jeweils 30 Sekunden) von ihren Erlebnissen berichten. Anschließend dreht sich der Kreis weiter.
  • Partnerarbeit, paarweises Erzählen: Die Klasse wird in Paare aufgeteilt. Die Paare ziehen sich an einen gemütlichen Platz im oder um das Klassenzimmer zurück und erzählen sich gegenseitig von ihren Erlebnissen. Im abschließenden Stuhlkreis erzählt jedes Kind dann die Erlebnisse seines Partners.
  • Erzähltische: Im und um das Klassenzimmer werden diverse Erzähltische (oder auch "Chatpoints"[1] bzw. ein "Erzählmarkt"[2]) eingerichtet. An diesen Orten treffen sich im Idealfall maximal 4-5 Schülerinnen und Schüler und führen dort einen Erzählkreis in kleiner Runde durch.
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Aufsteller Erzähltische.docx

Aufsteller zur Markierung der Erzähltische

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Setting variieren

  • Schwindelgeschichten: Jedes Kind notiert sich auf ein Blatt Überschriften Stichworte oder Sätze zu drei Erlebnissen. Zwei dieser Geschichten entsprechen der Wahrheit, die dritte ist frei erfunden. Die Schülerinnen und Schüler erzählen ihre Geschichte und die Klasse versucht zu erraten, welche Geschichte frei erfunden ist.
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Arbeitsblatt Schwindelgeschichten.docx

Auf diesem Blatt können Stichworte zu den drei Geschichten eingetragen werden.

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  • Gefühlsgeschichten: Im Stuhlkreis werden viele Gefühlskarten ausgelegt. Diese zeigen neben dem Wort des Gefühls auch einen passenden Smiley, bzw. ein passendes Emoji. Schülerinnen und Schüler suchen sich ein passendes Gefühl für ein Erlebnis aus und erzählen darüber.
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Gefühlskarten.docx

Karten mit Gefühlswörtern und Emojis

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  • Schlagwörter: Diese Methode fördert das Reduzieren eines Erlebnisses auf eines oder zumindest auf wenige Wörter. Die Schülerinnen und Schüler bekommen die Aufgabe, 1-3 (je nach Schwierigkeit) Wörter zu ihrem Erlebnis auf einen Zettel zu schreiben. Die Blätter können bpsw. in einen "Briefkasten"[3] geworfen werden. Aus diesem werden die Zettel nacheinander gezogen.
  • Werbesport zum Erzählthema[4]: Das Erlebnis wird bei dieser Methode in Form eines Werbespots erzählt. Es soll Werbung für die Aktivität gemacht werden, bspw.: "Man muss gar nicht immer große Ausflüge machen. Auch zu Hause gibt es tolle Möglichkeiten. ..." Die Kinder sollten im Vorfeld ein wenig Zeit bekommen, um sich Gedanken zu machen und Ideen zu notieren.

Sprache variieren

Sanduhren mit verschiedenen Zeitspannen
  • Zeit: Um ausschweifende Erzählungen etwas einzudämmen begrenzen viele Lehrerinnen und Lehrer die Redezeit z.B. mit Hilfe einer Sanduhr. Interessant wird es, wenn die zur Verfügung stehende Zeit weder über- noch unterschritten werden soll.
  • Verbotene Wörter: Um die Schwierigkeit zu erhöhen, können einzelne Wörter (z.B. dann) verboten werden. Die zuhörenden Kinder müssen gut zuhören und können mit einem vereinbarten Zeichen auf einen Fehler hinweisen.
  • Wortanzahl: Wenn es einmal schnell gehen muss, kann das Erzählen bspw. auf genau einen Satz oder sogar auf nur 1 Wort beschränkt werden.
  • Satzanfänge: Schülerinnen und Schüler sollen die Erzählung eines Erlebnisses mit einem vorgegebenen Satzanfang beginnen. Diese Satzanfänge können von den Schülerinnen und Schülern selbst gewählt oder per Zufall zugewiesen werden. Es können auch alle Kinder mit dem gleichen Satzanfang beginnen, z.B. "Mein Wochenende war das beste von allen, weil..."
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Satzanfänge Erzählkreis.docx

Kärtchen mit verschiedenen Satzanfängen für Erzählsituationen.

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  • In Fragen erzählen[5]: Bei der Erzählung orientieren sich die Kinder an den Fragewörtern "Wer? Wann? Wo? Was? ..." und beantworten diese nacheinander.
  • Pflichtwörter: Ein bestimmtes Wort muss in der eigenen Erzählung vorkommen. Möglich wäre hier eine von der Lehrperson vorgebene Kiste mit Wörtern, aus denen zu Beginn eines gezogen werden muss. Eine andere Idee ist, dass das letzte Wort des Vorredners in die eigene Geschichte eingebaut werden muss.

Zuhören fördern

  • Schülerinnen und Schüler können Fragen stellen bzw. nachfragen, wenn ihnen bei Erzählungen anderer Kinder etwas unklar ist oder fehlt.
  • Während der Erzählungen der Kinder macht sich die Lehrperson kurze Notizen. Am Ende werden der Klasse Quizfragen gestellt, wie z.B. "Wer war bei Opa zu Besuch?" oder "Wer hat erzählt, dass sie im Schwimmbad war?".
  • Vor allem bei der Variation der Sozialform (s.o.) bietet sich diese Form an: Nachdem die Kinder sich gegenseitig von ihren Erlebnissen erzählt haben, erzählen sie im Stuhlkreis nicht von ihrem Erlebnis, sondern vom Erlebnis einer Mitschülerin bzw. eines Mitschülers.
  • Das Spiel "Ich packe meinen Koffer" kann auch mit einem Erzählkreis verknüpft werden. Dabei erinnert ein Kind vor der eigenen Geschichte immer kurz an die Geschichten, die davor erzählt wurden.

Sonderfall: Ferienerlebnisse

Der Erzählkreis nach den Ferien ist oft ein besonderer, da die Kinder in der schulfreien Zeit meist mehr erlebt haben als an einem Wochenende.

  • Bild malen: Vor allem nach Ferien, in denen viele Kinder im Urlaub waren, können die Schülerinnen und Schüler dazu ermuntert werden, ein Bild über ihr Ferienerlebnis zu malen. Dieses Bild kann später im Erzählkreis Anlass für das Berichten sein und andere Kinder zu Fragen anregen.
  • Ferienbingo: Die Schülerinnen und Schüler suchen im Klassenverband andere Kinder, die bestimmte Ferienerlebnisse erlebt haben. Mögliche Beispiele sind "... war bei seiner Oma" oder "... hatte einen Sonnenbrand". Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Damit das Ferienbingo nicht zur reinen "Sammelaktion" wird, sollten die Kinder jeweils noch nach Hintergründen fragen (z.B. "Wo wohnt deine Oma?" oder "Wie lange warst du bei deiner Oma?").
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Vorlage Ferienbingo.docx

Diese Vorlage für ein Ferienbingo kann an die entsprechenden Ferien angepasst werden.

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  • Reizwörter: Gisela Rensch[6] beschreibt auf ihrer Internetseite eine weitere Möglichkeit, die man "Reizwort-Erzählen" nennen könnte. Dabei werden wenige Wörter vorgegeben, die in einer Erzählung vorkommen müssen. Diese Methode bietet sich vor allem nach Ferien an, in denen Feste gefeiert wurden (z.B. Silvester).
  • Gegenstände mitbringen: Vor allem nach Ferien, in denen viele Kinder im Urlaub waren, bietet es sich an, das die Kinder Gegenstände mitbringen (z.B. Muscheln, Wanderschuhe, etc.). Diese Gegenstände können dann zunächst als Sprechanlass für die anderen Kinder dienen, um zu raten, was dieses Kind wohl erlebt hat, bevor es selbst von seinen Erlebnissen erzählt.

Erzählkreis als Schreibanlass

Der Erzählkreis bietet mit den eigenen Erlebnissen der Kinder eine gute Möglichkeit, motivierende Schreibanlässe zur generieren.

  • Schon ab Klasse 1 können die Erlebnisse vom Wochenende Anlass für freies Schreiben sein.
  • In den Ferien eleben die Schülerinnen und Schüler oft spannende Dinge. Diese können Schreibanlass für eigene Geschichten sein.
  • Durch bewusstes Übertreiben und Erfinden von zusätzlichen Dingen können Schülerinnen und Schüler ihr Erlebtes in eine Lügengeschichte verwandeln.

Literatur

Weitere Methoden zur Variation des Erzählkreises finden sich bei Baumann-Strobel, B.: Statt Monotie: Abwechslung im Erzählkreis, in: Grunschulmagazin 5/2011, S. 35-38.

  1. https://buntesklassenzimmer.de/den-erzaehlkreis-abwechslungsreich-gestalten/
  2. Baumann-Strobel, B.: Statt Monotie: Abwechslung im Erzählkreis, in: Grunschulmagazin 5/2011, S. 35-38
  3. https://buntesklassenzimmer.de/den-erzaehlkreis-abwechslungsreich-gestalten/
  4. Baumann-Strobel, B.: Statt Monotie: Abwechslung im Erzählkreis, in: Grunschulmagazin 5/2011, S. 35-38
  5. Baumann-Strobel, B.: Statt Monotie: Abwechslung im Erzählkreis, in: Grunschulmagazin 5/2011, S. 35-38
  6. https://lernstuebchen-grundschule.blogspot.com/p/blog-page.html